Wenn einen beim Backen das heidelbeerblaue Glück überwältigt


Schön gestaltete Bücher lösen in mir eine närrische Freude aus. Und jetzt liegt vor mir ein Kochbuch, das mich geradezu in Verzückung bringt. Immer wieder löse ich den Schutzumschlag und staune über die schönen Fotos, die den Einband und selbst das Innere des Schutzumschlags zieren. Wo auf das Äussere eines Buches so viel Wert gelegt wird, kann der Inhalt eigentlich nur grossartig sein.

Das Buch heisst Apfelduft & Heidelbeerblau. Die Text- und Rezeptautorin ist die schwedische Konditorin My Feldt. Die filigranen Zeichnungen mit Naturthemen, die locker über die Seiten gestreut sind, stammen von My Feldt, ebenso die Texte, welche die Rezeptsammlung thematisch verbinden. Es ist ein kulinarischer Spaziergang durch das Jahr in Schweden, sinnlich, sensibel, voller Erinnerungen an Waldspaziergänge, Küchendüfte, Kindheitserlebnisse, Menschen. Linda Lomelino, selber Rezeptautorin und erfolgreiche Bloggerin, liefert die Fotos zum Buch. Das Duo Feldt/Lomelino hat damit nicht nur eine Sammlung köstlicher schwedischer Backrezepte geschaffen, sondern ein Gesamtkunstwerk, das man eigentlich nur mit dem Wort wunderbar beschreiben kann.

My Feldt gehört in Schweden zu den bekannten Konditorinnen/Köchinnen. Sie betreibt in Halmstad eine Bäckerei mit Café, wurde mit dem schwedischen Gastronomiepreis ausgezeichnet und hat ihre eigene Fernsehshow. In ihrem Buch Apfelduft & Heidelbeerblau hat sie vor allem Backrezepte zusammengetragen, aber es finden sich gleichfalls Anleitungen für Aufstriche, Säfte, Drops, Sorbets und Sirupe. 

Wenn My Feldt durch die Wiesen und Wälder ihrer Heimat streift, kommt sie gerne mit einem Kratten voll Beeren, Blumen, Früchten nach Hause. Im Frühling fabriziert sie Fliedersirup, im Sommer Himbeercrumble, im Herbst Apfel-Mandel-Kuchen mit Zimt und im Winter, wenn draussen Stille eingekehrt ist und die Erntesaison vorbei ist, karamelisiert sie Nüsse. Eine Versuchung für alle Backlustigen dürften die diversen Rezepte für Schnecken sein: Heidelbeer-, Mohn-Vanille-, Zimt- oder Vanille-Apfelschnecken, beim Anblick solcher Köstlichkeiten läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Die Rezepte verlangen jedoch etwas Geduld, denn My Feldt stellt vom Apfelmus bis zur Vanillecreme alles selber her. Im übrigen ist Feldts Vanillecreme eine Wucht, die Versuchung ist gross, die Finger hineinzutauchen und sie einfach so zu schlecken.

Vor allem angetan hat es mir der Abschnitt „Wenn der Wahnsinn im Heidelbeerdickicht die Vernunft besiegt“. Diese Art Wahnsinn ist mir wohlbekannt. Wie herrlich, inmitten von Beerenstauden zu sitzen, den Geräuschen des Waldes zu lauschen, den Stimmen der Kinder, währenddessen sich die mitgebrachten Eimer füllen, die Finger blau werden und irgendwann der Rücken zu reklamieren beginnt. Und was für ein tolles Gefühl, im Winter eine Schale der Beeren aus dem Gefrierschrank zu nehmen und eines von Feldts Heidelbeerrezepten auszuprobieren. Vom Heidelbeercrumble (Himbeeren lassen sich gut durch Heidelbeeren ersetzen) samt Vanillecreme bleiben bestimmt keine Resten übrig.

Titel: Apfelduft & Heidelbeerblau, Backen mit Früchten, Beeren, Blüten, 278 Seiten

Autorin: My Feldt, mit Fotos von Linda Lomelino

Verlag: at-verlag Aarau, 2019, www.at-verlag.ch

ISBN 978-3-03800-536-0, Fr. 36,90/Euro 29,00 

Kurzbewertung: Ein Buch, das sich in jeder Kochbuchsammlung ausnehmend gut macht und in welchem man allein seiner Gestaltung wegen gerne blättert. 

Für wen: Auf jeden Fall ein phantastisches Geschenk für alle, die gerne backen. Man darf es sich auch selber schenken.

„…sie flickend mer d Hose mit Härdöpfelhüüt“ **

Ich mag leicht schräge Kochbücher. So habe ich mal eines über spanische Vorspeisen gekauft. Es war illustriert mit „leergefressenen“ Tellern. Die Idee fand ich originell, wenn auch die dargestellten Speisereste mehr abschreckend als appetitanregend daherkamen. Die Rezepte aus diesem Buch entpuppten sich leider als Reinfall. Diese Erfahrung hält mich aber nicht davon ab, weiterhin nach ungewöhnlicher Kochliteratur Ausschau zu halten. 

Momentan liegt ein Buch auf meinem Tisch, das in Sachen „ungewöhnlich“ einiges verspricht. Beim at-verlag erschien dieser Tage Clever kochen Null Abfall von den Autorinnen Giovanna Torrico und Amelia Wasiliev. Und was zeigt das Cover? Ausgepresste Orangen, die leeren Hülsen von Bohnen, Bananenschalen, eine abgeschabte Lachshaut! 

Die Verschwendung von Lebensmitteln ist derzeit in aller Munde. Teuer produzierte Lebensmittel werden untergepflügt, ans Vieh verfüttert oder landen im Eimer. Wir sind im Überfluss gross geworden und haben offenbar nie mitbekommen, mit welcher Ehrfucht unsere Grossmütter und Mütter mit Speisen umgingen. „Brot ist nicht hart, kein Brot, das ist hart“, sagt meine Schwiegermutter. Sie hat noch Kriegsjahre erlebt.

Ich selber pflege schon immer einen behutsamen Umgang mit Lebensmitteln. Von daher fühle ich mich nicht angesprochen, wenn von Foodwaste die Rede ist. Ich verschwende nichts; was bei mir an Lebensmitteln unverwertet bleibt, ist nicht der Rede wert. Hartes Brot wird bei mir zu Knödeln und Bröseln verarbeitet oder zu einer Suppeneinlage. Aus Eiweiss entstehen hochbegehrte Meringues; Gemüse-, Fleisch- und Kräuterreste verwandeln sich in Bouillon usw. Doch wenn ich an die Bananen- oder Orangenschale vom Buchcover Clever kochen null Abfall denke: Von diesen wäre mir noch nie in den Sinn gekommen, dass ich sie weiterverwerten könnte, ebensowenig wie die Stiele von Erdbeeren. Vielleicht kann ich ja doch noch etwas von Giovanna Torrico lernen. 

Tatsächlich verspricht sie einiges an Köstlichkeiten aus Sachen, die selbst bei einem Verbraucherfuchs wie mir auf dem Kompost landen: Radieschen- und Karottengrün, Randenblätter, selbst die Haut von Tomaten werden verarbeitet, erstere in einer Frittata oder als Relish, letztere gedörrt und gemahlen als Würze. Überhaupt wird bei Torrico einiges getrocknet und kommt als Würzmittel zum Einsatz, etwa die Schalen von Zitrusfrüchten, die Kerne und Schalen von Kürbis und Melone. Die gewonnenen Pulver oder Flocken sind breit einsetzbar, mal für Süsses, mal für salzige Gerichte.

Nun ist es in einem gewöhnlichen Haushalt nicht üblich, dass grosse Mengen an Fleischresten oder Rüstabfällen anfallen, so dass es sich lohnen würde, diese weiterzuverwerten. Giovanna Torrico hat aber Ratschläge auf Lager, wie trotzdem daraus Brühen, Suppe, Chips und Dips werden.

Etwas Mühe habe ich dann aber doch beim einen oder anderen Punkt. Kartoffelschalen zu verarbeiten beispielsweise. Kartoffeln sind Nachtschattengewächse und werden nicht ohne Grund geschält: Unter der Kartoffelhaut befindet sich giftiges Solanin, besonders aber in den Augen, den grünen Stellen und Keimen. Speisen aus Kartoffelhäuten würde ich aus diesem Grunde keine herstellen. Bei aller Sparsamkeit. Da würde ich es eher machen wie in einem Schweizer Volkslied, wo die Eltern die Hosen ihrer Kinder mit „Härdöpfelhüüt“ flicken. 

Eine Warnung möchte ich gleichermassen vor überreifen Beeren oder Avocados aussprechen, die im Buch verarbeitet werden. Was hinüber ist, ist hinüber. Das schmeckt dann auch nicht und ist womöglich – und im Falle der Beeren höchstwahrscheinlich – bereits schimmelig. Die Autorinnen rechnen hier wohl mit dem gesunden Menschenverstand ihrer LeserInnen. Da der aber nicht durchgängig vorausgesetzt werden kann, hätte eine Pilzwarnung nicht schaden können.

Und was das Sammeln von gebrauchten Teebeuteln anbelangt, um daraus erneut Tee herzustellen: Ganz ehrlich, da graust es mich. Wenn schon beim Tee gespart werden muss, dann würde ich getrocknete Apfelschalen etc. dafür verwenden. Einmalaufguss bitteschön!

Dritter und wichtigster Punkt meiner Kritik: Wer das Verarbeiten von Gemüse- und Früchteschalen propagiert, kann gar nicht oft genug betonen, dass es sich dabei immer um Produkte aus Bio-Produktion handeln sollte. Die Autorinnen empfehlen dies zwar, ich würde daraus ein Muss machen. 

Folgendes Fazit: Das Buch dient sicher als Augenöffner. Wer bisher schon einen sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln pflegte, kann trotzdem noch den einen oder anderen Ratschlag mitnehmen und Rezepte ausprobieren. Wichtige Aussage: die meisten Abfälle und Reste, die in der Küche anfallen, sind zu schade zum Wegwerfen. Ein Versuch lohnt sich. Ich werde es sicher bald einmal mit einem selbstgemachten Apfelessig aus Apfelschalen und -kerngehäusen probieren.

Titel: Clever kochen null Abfall, 100 Rezepte für eine Küche ohne Verschwendung, 256 Seiten

Autorin: Giovanna Torrico und Amelia Wasiliev

Verlag: at-verlag, www.at-verlag.ch

ISBN 978-3-03800-047-1, Euro 20,00/Fr. 24,90

Kurzbewertung: Speisereste und Rüstabfall gelungen verwerten, Vorräte anlegen, Würze und Essig selber machen, Bouillon herstelle, altbackenes Brot nicht den Schwänen verfüttern, denen es sowieso nur schadet, und bei alldem die Umwelt und den Geldbeutel schonen. In diesem Buch sind viele Tipps und 100 Rezepte dazu versammelt. Frisch und unverkrampft gestaltetes Buch.

Für wen: Für bewusste Köchinnnen und Köche, die sich mit dem Thema Foodwaste beschäftigen und etwas dagegen tun wollen. Für alle, die glauben, dass uns harte Zeiten bevorstehen und jene, die sich gerne darauf vorbereiten wollen.

** Aus einem Schweizer Volkslied: „…Sie flicken mir die Hosen mit Kartoffelhäuten.“

Prinzen und Prinzessinnen: Ran an die Torte!

Vor mir liegen zwei Kochbücher: Das Prinzessinnen-Backbuch von Katharina Felbermeir und das zweite Kochbuch aus dem at-Verlag von „Prinz Claudio“ (Claudio del Principe) unter dem Titel al forno (siehe auch meinen blog-Beitrag “Feinschmöckereien“ vom 1. Juli 2018).

Al forno steht unter dem Motto “Alles aus dem Ofen, unkompliziert, überraschend, unwiderstehlich gut“. Der leidenschaftliche Küchenprinz aus Basel hat Backofen-Rezepte für Snacks, Vorspeisen, Gemüse-, Fleisch- und Fischgerichte sowie Backwaren in seinem neuen Werk versammelt, manches davon ungewöhnlich, anderes gerade in seiner Einfachheit etwas Besonderes. Del Principe schaut gerne über den Tellerrand in italienische, französische, schweizerische und türkische Küchen.

Das Prinzessinnen-Backbuch widmet sich gänzlich den süssen Seiten der Tafel. Hier findet sich das kleine Stück vom Glück ebenso wie Festtagsgebäck mit Krönchen und Galarobe für den ganz grossen Auftritt. Backtipps der Autorin, einfache, aber wirkungsvolle Dekovorschläge, Ratschläge für das richtige Werkzeug (das man auch mal im Baumarkt findet) und Getränkerezepte runden das liebevoll gestaltete lila-goldene Werk ab.

In einem Punkt sind sich die Backofenfans Felbermeir und Principe einig: Aus einer hundskommunen Rüeblitorte lässt sich noch einiges herausholen. Katharina Felbermeier versieht ihr Backwerk „Rüeblitorte de luxe“ mit einem Rand aus Mandelblättchen, obenauf kommt ein Topping aus Mascarpone und Doppelrahmfrischkäse, dann wird die Torte mit Sahnehäubchen, Beeren und Pistazien verziert. Ein Karottentraum sozusagen.

Claudio del Principe wiederum röstet die Karotten seiner „Radikalen Rüeblitorte“ für ein dichteres Aroma, verwendet nix anderes als Piemonteser Haselnüsse, und sein Kunstwerk hat als Grundlage einen Japonaisboden. Die Dekoration besteht nicht aus drögen Marzipanrüebli, Gott bewahre, sondern aus einer Karottencreme, garniert mit Dill.

Lustigerweise lässt sich in beiden doch so unterschiedlichen Koch-, beziehungsweise Backbüchern auch ein Rezept für Bratäpfel finden: Bei Claudio del Principe schlicht ohne jedes Beiwerk gebacken, dafür mit abwechselnden Zutaten serviert. Bei seiner küchenprinzesslichen Kollegin aus Bayern werden die Früchte mit Nougat und allerhand anderen köstlichen Zutaten in den Ofen geschoben.

Wovon beide Bäcker aber immer wieder schreiben: Wer etwas Gutes aus dem Ofen holen will, muss mit Liebe dabei sein und qualitativ einwandfreie Zutaten verwenden.

Das Prinzessinnen-Backbuch wird wahrscheinlich in seiner lila Aufmachung hauptsächlich Frauen mit Hang zum perfekten Auftritt ansprechen, wobei Felbermeir immer wieder betont, dass gerade die kleinen Unperfektheiten das i-Tüpfelchen ihrer Kunstwerke ausmachten. Felbermeir hat auch für Anfängerinnen Rezepte eingestreut, die durchaus mit einem guten Resultat rechnen lassen. Beispielsweise den Cinderella-Gugelhupf, Schneewittchen-Brownies oder Königliches Hüftgold. Und mit den gehaltvollen Schneeflöckchen-Trüffeln beglücke ich jemanden, der noch nicht zuviel Gold auf den Hüften hat und jede Menge Sport treibt.

Claudio del Principe hat zwar in al forno auch ein paar süsse Rezepte dabei, widmet sich aber ausgiebig fleischlichen und anderen salzigen Genüssen. Schweinebauch, Innereien, Ofenschinken, Beef Wellington etc: In diesem Buch kommen Fleischliebhaber bestimmt auf ihre Rechnung. Mir stand bei meinen Versuchen der Sinn eher nach anderem: Wunderbar fluffig wurde das türkische Fladenbrot, die Crespelle al forno und der Auberginenauflauf waren gleichfalls ein Genuss, der nach mehr schreit.

Bei Del Principe sollte man immer die Rezepte erst gut durchlesen und mehr Zeit einrechnen, als man auf den ersten Blick denkt. (Lieber Claudio del Principe: Es wäre wirklich hilfreich, wenn du bei deinen Rezepten ungefähre Gesamt-Zeitangaben vermerken könntest! Ich mag es nicht, wenn meine Familie sehnsuchtsvoll vor dem Backofen steht und die Frage dazu lautet: Wie lange dauert das noch? Wenn der Magen knurrt, sehen meine Prinzessinnen und Prinzen gerne mal rot statt rosa.)

 

Titel: al forno, alles aus dem Ofen, gebunden

Autor: Claudio del Principe

Verlag: at Verlag 2018, www.at-verlag.ch

Fr. 39.90/Euro 34.­–, ISBN 978-3-03800-070-9

Kurzbewertung: mmmh! Buch in Aufmachung und Stil gleich wie a casa.

Für wen: Unbedingt verschenken und dann auf eine Einladung hoffen! Für Gekrönte am Herd und solche, die es werden wollen.

 

Titel: Das Prinzessinnen-Backbuch, gebunden

Autorin: Katharina Felbermeir

Verlag: BLV München, 2018, http://www.blvverlag.de

Fr. 29.90/Euro 26.90, ISBN 978-3-8354-1850-9

Kurzbewertung: Einfache bis aufwendige, aber immer wunderhübsche Gebäck-Kreationen, die auf jede königliche Tafel passen. Sortiert nach den Themen Kleingebäck, Torten, winterliche Genüsse. Hilfreich sind die Tipps zu Dekorationen und Materialien. Hübsch aufgemachtes, aber küchentaugliches Buch.

Für wen: Unbedingt verschenken und dann auf eine Einladung hoffen! An alle, die selbst nach einem kleinen Misserfolg in der Küche ihr Krönchen zurechtrücken und weitermachen.

 

 

 

 

Es grünt so bunt

Tut mir leid Leute,  ich bin dabei meinen Blog etwas neu zu strukturieren und deshalb habt Ihr heute Nachmittag einen Beitrag erhalten, der euch vermutlich nicht so spannend vorkam, meiner Meinung nach aber trotzdem auf meinen Blog gehört: Leser will ja wissen, wer da so bloggt. Ich jedenfalls bin bei Blogs immer auch am Menschen dahinter interessiert.

Ihr habt sicher festgestellt, dass Buch & Bücher jetzt über Kategorien verfügt: Kriminelles findet ihr unter Fürchten und Schaudern, Liebe und Leben spricht für sich selbst, Kochen und Geniessen gleichfalls.

Jetzt aber ein Nachtrag zum letzten Kochbuchblog. Erst wollte ich mir ja Die grüne Küche für jeden Tag auf einen späteren Zeitpunkt aufsparen. Das habe ich nun anders entschieden, denn in diesem Band werden vegetarische und vegane Rezepte vorgestellt. Da wäre es doch schade, bei all den gartenfrischen Zutaten, die gerade zu haben sind, noch bis in den Herbst hinein zu warten:

Einfach gekocht und wenn möglich bio

„We want our recipes to be as simple and pure as possible.“ Dieser Satz stammt aus den Greenkitchenstories von David Frenkiel und Luise Vindahl. Zusammen betreiben sie seit langem einen Foodblog. Die entsprechenen Kochbücher sind ein Zeichen ihres Erfolgs. Auf meinem Tisch liegt Die grüne Küche für jeden Tag. Das Buch versammelt die Leibgerichte der Familie Frenkiel-Vindahl: Die Rezepte sind also alltagserprobt und kommen gemäss den Verfassern auch beim Nachwuchs an. Dass dies nicht immer einfach ist bei dem ständig wechselnden Geschmack von Kindern, bestätigt auch David Frenkiel. Deshalb, schreibt er, lassen sich die Rezepte auch einfach abwandeln. Neben den Rezepten erzählen die beiden Autoren, wie das bei Bloggern üblich ist, auch aus ihrem Alltag.

Basics: Frenkiel und Vindahl betonen, wie wichtig es gerade bei vollem Arbeitsplan der Eltern ist, einige Basiselemente im Kühlschrank bereit zu halten. Tomatensauce und Hummus zum Beispiel. Oder ein Pesto, das sich nicht nur für Spaghetti einsetzen lässt, sondern auch als Würzmischung oder als Geheimzutat in die Salatsauce.

Ich habe natürlich wieder einiges aus dem Buch ausprobiert. Gleich vorneweg: Für Quinoa kann ich nur ein Schulterzucken aufbringen, bei grünen Smooties (Banane, Staudensellerie, Brokkoli, Spinat, Ingwer!) schaudert mich, beim Anblick eines Chiasamen-Puddings hört für mich der Spass an der gesunden Küche auf (obwohl meine Tochter ausgerechnet von diesem Pudding schwärmt). Und irgendwie schienen mir die Fladenbrote in Regenbogenfarben und grasgrüne Pfannkuchen gleichfalls wenig verlockend. Dazu wäre noch zu sagen, dass mir die Farbenfreude der im Buch abgelichteten Speisen gefiel. Sie zeugt vom Mut der beiden Autoren, Zutaten unterschiedlichster Art zu kombinieren. Das fasziniert mich einerseits, anderseits meine ich doch, dass nicht alles und jedes zusammenpasst (Banane und Staudensellerie lassen grüssen.) Also habe ich nachgekocht, was ich in jedem Fall auch essen würde: Linsen, mehrere Gemüserezepte, Tomatensugo,  Perfektes Pesto. Der Titel „Perfektes Pesto“ schien mir etwas hoch gegriffen. Ich habe das Rezept genau umgesetzt und sage: Perfekt.

Nachgekocht habe ich auch das „Alltagsdal“. Das Ergebnis war okay, aber ein Lieblingsrezept wird daraus nicht. Einhellige Begeisterung am Tisch konnte ich hingegen mit den gebackenen Chermoula-Auberginen ernten, die, eingeritzt und  liebevoll und ausdauernd mit einer Würzmischung eingerieben, einige Zeit im Ofen verbrachten. Selbst Auberginen-Verächter werden damit bekehrt.

 

Titel: Die grüne Küche für jeden Tag, Schnell gesund und vegetarisch, gebunden, 256 Seiten

Autoren: David Frenkiel und Luise Vindahl, aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf

Verlag: Knesebeck, 2017, https://www.knesebeck-verlag.de

ISBN 978-3-95728-040-4, CHF 49.90/Euro 34.95

Kurzbewertung: Jede Menge alltagstaugliche, innert nützlicher Frist umsetzbare Familien-Rezepte für Vegetarier und Veganer. Abwechslungsreiche und gesunde Küche, auch einiges für die Verpflegung „to go“. Das Buch ist durch das Format eher unhandlich, die Bebilderung käme auf Hochglanzpapier besser zur Geltung als auf dem matten Papier, entspricht aber durchaus der Absicht der Verfasser, ungekünstelte, natürliche und gesunde Produkte zu präsentieren. Küchentauglicher Einband.

Für wen: Für grüne Hunde, bunte Vögel, Gesundesser, Naturverkoster und ihre Nachkommen.

 

Feinschmöckereien

Lesen ist für mich ein Vergnügen, das sich durchaus mit dem Verspeisen von Köstlichkeiten vergleichen lässt. Mit dem Einverleiben von etwas Körperfremden, das sich im Laufe des Genusses zu etwas von einem selbst transformiert. Müsste ich ein Bild von einem Lesenden malen, dann vielleicht bei offenem Fenster, neben dem Sessel ein Tischchen, ein Glas Rotwein, ein Stückchen Käse, duftendes Brot.

Und deshalb finde ich es durchaus logisch, von der Literatur für einmal einen Schritt in die Kochbuchecke zu machen. Gleich drei Kochbücher möchte ich hier präsentieren: das erste spricht von reiner Sinnlichkeit, das zweite rettet die feinen, überschüssigen Gartensachen in die Vorratskammer, das dritte entspricht ganz dem Zeitgeist und verspricht Zeitersparnis ohne Fastfood.

Jetzt ist die Zeit, wo die Märkte so bunt und reichhaltig sind wie nie. Da kommt Lust auf, die Körbe zu füllen und Neues auszuprobieren. Nachdem ich meine Nase in die neuen Kochbücher gesteckt habe, ging es ans Aussuchen der Rezepte und der Zutaten. Aus jedem der drei hier besprochenen Bücher habe ich einige Rezepte ausprobiert. Einiges ist gelungen, anderes, na ja…

 

a casa schmeckt’s am besten

a casa ist ein Kochbuch, das vollumfänglich hält, was es verspricht: nämlich pure Sinnlichkeit. Ich habe es im Zug von der Ostschweiz hinunter in die Südschweiz gelesen und war so darin vertieft, dass sich sogar der Schaffner gewundert hat, was das für ein Werk in meinen Händen ist. „Ein Kochbuch!?“ Genau, ein Kochbuch, aber eigentlich viel mehr: ein Kochtagebuch, quer durchs Jahr und dazwischen Pasta, Pane, roba da pazzi. Reinste Glückseligkeit. Klar, der Autor Claudio Del Principe hat italienische Wurzeln, da darf etwas Amore beim Fertigen der Pasta erwartet werden. Hier aber ist einer am Kneten, bei dem der Genuss beim Einkaufen beginnt, einer, der beim Zubereiten schon den Duft des fertigen Gerichts in der Nase hat und der mit rundum gutem Gewissen zu geniessen weiss. „Es macht nicht weniger als glücklich, sich jeden Tag etwas Gutes zu tun“, schreibt er. Und von Zeitersparnis beim Kochen hält er gar nichts: Lieber eine schlichte Speise zubereiten, als eine geschmacklose, lautet hier sein Credo. Der Mann ist seit längerem in der Kochblogszene bekannt.

Blättert man in Claudio del Principes Buch, so fallen einem die wunderbaren Brote auf, die er präsentiert. Wer bei deren Anblick keine Lust bekommt hineinzubeissen, der hat wahrscheinlich noch nie in seinem Leben richtiges Brot genossen. Ich jedenfalls habe mir gleich eine Lievito Madre angesetzt. Sie blubbert jetzt vor sich hin und wartet auf ihren Einsatz. Del Principe empfiehlt Demut beim Brot-Projekt. Mal sehen, wie lange es dauert, bis meine Brote so aussehen werden wie seine. Was habe ich noch zubereitet: ein Omelett. „Ha“, werden Sie denken, „Omelett, soll das Kochkunst sein?“ Ich weiss es jetzt: es ist Kochkunst. Und es war köstlich! Auch wenn ich nicht richtig kapiert habe, wie das jetzt genau gehen sollte mit dem Falten, damit die zwei Spitzen spitz zulaufen. (Lieber Claudio Del Principe: Ich übe noch, vor allem Geduld.) Pasta habe ich auch zubereitet, in der Freude gleich eine Menge Teig geknetet. Ganz unerfahren bin ich in der Küche nicht, doch meine Versuche in der Herstellung von Pasta enden meist in einem grandiosen Scheitern. Für Pasta braucht es eben mehr als Amore, da muss auch Erfahrung her. Am besten eine Mamma, die einem beibringt, wie man es richtig macht. Ansonsten: üben, üben, üben. Aber Claudio Del Principes’ Sauce aus gebackenen Peperoni und die Auberginenfüllung seiner Cappellacci: Mamma mia, da möchte man den Teller gleich ausschlecken.

Claudio Del Principe wohnt in Basel und hat das Glück, Wochenmärkte in den Nähe besuchen zu können. Auch hält er sich des öfteren in Italien auf. Die Quellen zu all den verlockenden Köstlichkeiten, die man für seine Rezepte braucht, sind ihm demnach leicht zugänglich. Hier sehe ich die einzige Schwierigkeit: Wer wie ich in einem Bergstädtchen wohnt, kommt kaum einmal zu Fregula sarda, Catalogna oder Barba di frate. Die meisten Rezepte sind aber ohne Reiseaufwand nachkochbar.

 

Titel: a casa, Ein sinnliches Kochtagebuch, gebunden, 319 Seiten

Autor: Claudio Del Principe

Verlag: atVerlag, Aarau, 2017, www.at-verlag.ch

ISBN 978-3-03800-970-2, CHF 49.90/Euro 39.90

Kurzbewertung: Liest sich locker wie ein Tagebuch, mal ernst, mal heiter, durchsetzt mit wunderbaren Rezepten aus der italienischen Küche. Bravo!

Für wen: Für Fortgeschrittene in der Küche und jene, die die Planung, Zubereitung und das Essen von Speisen als sinnliches Vergnügen verstehen.

 

Köstlich kann auch für später sein

Ihren eigenen Kochblog betreibt auch Britta Gädtke. Glasgeflüster nennt die passionierte Einkocherin ihren Blog. Eine Sammlung von 47 Rezepten sind jetzt in ihrem Buch Liebe im Glas vereint. Damit die Sache auch wirklich klappt, ergänzt die Autorin das Buch mit Basiswissen rund ums Einmachen, mit einem Saisonkalender und weiteren Tipps und Wissenswertem. Der Band kommt in kräftigen Pink-Violetttönen daher, einem küchentauglichen Einband und ist mit Bildern ausgestattet, die Lust aufs Nachkochen machen.

Ich habe mir gleich die selbstgemachte körnige Gemüsebrühe hergestellt. Keine Hexerei und ein Ergebnis, das als Geschmacksbooster für alles gelten kann, was Brühe verträgt. Garantiert frei von Zusatzstoffen.

Vor einiger Zeit habe ich in einem Hotel eine Konfitüre gekostet, die alles übertroffen hat, was ich je in Sachen Brotaufstrich genossen habe. Bei Liebe im Glas finde ich nun ein Rezept dazu: Schwarzwälder Kirsch-Konfitüre. Schade nur, dass die Konfitüre durch den Zusatz von Kakao nur vier bis sechs Wochen haltbar ist. Man sollte sie also in Kleinmengen herstellen und rasch verputzen. Ich garantiere, das wird kein Problem darstellen.

Es ist Grillsaison, da kommt das Rezept für eine Barbecue-Sauce gerade recht. Das Ergebnis kommt bei meiner Familie nicht so recht an, ich selber finde es durchaus gut. Das gleiche gilt für das Zitronen-Rosmarin-Öl.

 

Titel: Liebe im Glas, Kreativ-ungewöhnliche Rezeptideen, gebunden, 90 Seiten

Autorin: Britta Gädtke

Verlag: BLV München,www.blvverlag.de

ISBN 978-3-8354-1676-5, Euro 18.–/ Fr. 27.90

Kurzbewertung: Einfache Rezepte für Marmeladen, Curds, Chutneys, Sirupe, Liköre, Essige, Öle, Saucen, teilweise mit überraschenden Zutaten. Die Autorin hat auch ein paar Tipps auf Lager.

Für wen: Für Küchenanfänger, die sich gerne etwas in den Vorratsschrank stellen oder auf der Suche nach selbstgemachten Geschenken sind. Bezieht Ihr Nachwuchs gerade seine erste eigene Wohnung: geben Sie ihm anstelle von Liebe in Gläsern Liebe im Glas mit.

 

Vorkochen ade, Meal Prep olé

Meal Prep: Was unter diesem Titel daherkommt, hiess früher Vorkochen und war das, was Hausfrauen für ihre Ehemänner taten, bevor sie sich für eine Woche Urlaub verabschiedeten. Das Vorgekochte wurde in Tupperware abgefüllt und im Kühlschrank verstaut, und wenn die Frau nach Hause kam, stand das meiste noch unberührt dort, weil die Männer zu bequem waren, sich das zubereitete Gulasch oder Gehacktes aufzuwärmen. So ungefähr war das …

Tupperware ade. Meal Prep ist nicht für altbackene Ehemänner, sondern für coole Arbeitsbienen beiderlei Geschlechts gedacht, die ihren Lunch gerne dort einnehmen, wo sie arbeiten, um ja keine Zeit zu verlieren. Meal Prep setzt auf trendige Bento-Boxen und hübsche Gläser und Flaschen. Das Auge isst mit. Und deshalb sind die von zu Hause mitgebrachten Speisen auch bunt und kunstvoll eingeschichtet und angerichtet. Über den Salat beispielsweise kommt ein Dressing aus der Flasche, Croutons, geröstete Nüsse oder eine Würzmischung aus der Tüte.

Keine Zeit verlieren gilt es auch beim Kochen. Eingekauft wird einmal pro Woche. Die Zubereitung der Speisen erfolgt weitestgehend ebenfalls einmal wöchentlich. Das Gemüse wird im Ofen geröstet und kommt später für allerlei Speisen zum Einsatz: im Salat, als Beilage, als Füllung für Wraps etc. Dasselbe gilt für Fleischspeisen, die geschnitten oder gezupft nur darauf warten, als Belag, Röllchen oder Einlage verwendet zu werden. Lachs wird gebeizt, Pizzen werden soweit zubereitet, dass man sie später nur noch aus dem Kühler holen muss. Und damit die Geschmacksvielfalt gegeben ist, runden Pasten, Fonds und Gewürzmischungen den Vorrat ab. Die Autorin von Alles schön vorbereitet, Andrea Martens, schwört auf das Vorgehen und verspricht einiges an Zeit- und Geldersparnis. Ausserdem schreibt sie: „Das Leben ist zu kurz für schlechtes Essen in der Mittagspause.“

Mein Eindruck: Das Buch bietet zahlreiche kreative Anstösse für Leute, die Anstösse brauchen, um sich gesund und abwechslungsreich in ihrer Mittagspause zu ernähren. Andrea Martens zeigt, wie man Tortillas, Omeletten oder Salatblätter mit köstlichen Dingen füllen kann. Suppen im Glas mitzunehmen und je nachdem, was man im Kühlschrank vorbereitet hat, sie mit Fleisch, Brotwürfeln oder Kräutern aufzuwerten, scheint mir ebenfalls eine gute Idee zu sein. Weniger halte ich davon, Reis oder Nudeln auf Vorrat vorzukochen, und es käme mir nicht im Traum in den Sinn, eine Guacamole oder eine Gremolata auch nur ein paar Stunden vor dem Genuss herzustellen. Ansonsten bringt das Buch auch einige Anregungen für Menschen, die gerne für alle Fälle etwas im Kühler haben möchten, zum Beispiel mariniertes Pouletfleisch.

Nachgekocht habe ich die Karotten-Ingwer-Suppe, wobei ich die Sahne zwecks Kalorienersparnis weggelassen habe. Sie war würzig, mit zartem süsslichem Orangengeschmack. Sehr lecker.

Gemundet haben auch die vormarinierten Pouletwürfel. Es ist tatsächlich praktisch, so etwas im Tiefkühler bereitzuhalten, vor allem, wenn die Geschäfte geschlossen oder die Zeit knapp ist.

Ich weiss, dass es für Menschen, die ausser Haus arbeiten müssen, durchaus gang und gäbe ist, sich Salatsaucen auf Vorrat in den Kühlschrank zu stellen. Ich habe deshalb auch eine Vorratsmenge an Salatsauce zubereitet, obwohl: siehe oben. Das Ergebnis war – wie erwartet – in keiner Hinsicht nach meinen geschmacklichen Vorstellungen. Allerdings immer noch um Längen besser, als alles was beim Grossverteiler im Regal steht.

Lachs selber zu beizen ist einfach und immer eine gute Idee. Andrea Martens zeigt auch, wie man das gute Stück mit diversen Zutaten immer wieder anders auf den Tisch bringt.

Eine Vorratsmenge Pfannkuchen fürs Frühstück zuzubereiten, kam bei meinen Feriengästen gut an.

 

Titel: Alles schön vorbereitet, Entspannte Meal-Prep-Rezepte für die ganze Woche

Autoren: Andrea Martens, Jo Kirchherr

Verlag: atVerlag, Aarau, www.at-verlag.ch

ISBN 978-3-03800-919-1, CHF 29.90/Euro 25.00

Kurzbewertung: Gluschtig und peppig bebilderter Band mit vielen Vorschlägen für abwechslungsreiche, selbstgemachte Bürolunchs sowie vorbereitete Speisen und Zutaten aus dem Kühler. Gesund, bunt und selbstgemacht statt schnell gekauft, eintönig und kalorienbombig ist die Devise.

Für wen: Für alle, die es leid sind, im Büro ein pampiges belegtes Brötchen zu verdrücken.