Ein Jahr gebloggt

Ein Jahr ist es nun her, dass ich meinen Blog aufgeschaltet habe. Grund genug, zurückzublicken. Im letzten Frühjahr fasste ich den Plan, etwas Neues zu lernen und zwar etwas, wovon ich nicht wirklich überzeugt war, so ein Social-Media-Dings. Und ob ihr es glaubt oder nicht, es war eine Zufallskonfrontation mit einem toll aufgemachten Kosmetikblog (ich grüsse dich Vanessa Bratschi), der mir den richtigen Kick gab. Bloggen, das war es, das wollte ich auch versuchen. Skeptisch blieb ich dennoch. (Dieses ganze neumodische Zeugs im Netz, Ihr wisst schon, wo man keine Kontrolle darüber hat, wo das herumschwirrt, wer das alles liest und was die Menschen da draussen in der Welt damit machen.) Ich bin also über meinen Schatten gesprungen, weil ein Leben, in dem man nicht ab und zu wenigstens einen verrückten Sprung wagt, mir immer noch nicht lebenswert erscheinen will. 

Und was ist passiert? Nichts. Das Netz hat mich nicht aufgefressen, die Menschen „da draussen“ scheinen nicht ausgeflippter zu sein, als die, die ich auf der Strasse treffe, und was die geheimnisvollen Kontrolleure anbelangt, sage ich hier einmal: Hallo, was wollt ihr denn wissen? 

Gut, ein paar Sachen sind in den letzten zwölf Monaten schon passiert. Ich habe 37 Beiträge aufgeschaltet und in diesen 45 Bücher besprochen. Wenn man bedenkt, dass ich zwischendurch eine Augenoperation hatte, etwas gereist bin, meine Grosskinder und mein Leben wo immer es ging genossen habe, finde ich das keine üble Bilanz. Ich klopfe mir hiermit ein paarmal auf die Schultern und freue mich, das man das in einem Blog ungeniert tun darf. Das ist sowieso etwas, was ich am Bloggen toll finde: Blogger dürfen, ja sie sollen nachgerade von sich sprechen. Ich habe in diesem Jahr im Netz so viele schöne, komische, engagierte Blogs gefunden, da kann ich nur grosse Augen machen. Manche von euch schreiben dreimal täglich, manche sporadisch. Ab und an kommt mal von Bloggerseite ein kleiner Kommentar zu mir herübergeflogen oder ein „Daumenhoch“. Das stellt auf. Da draussen seid Ihr also und manchmal, wenn ich etwas von Euch lese, seid ihr mir plötzlich nah. Da staune ich altes Haus: So also kann menschliche Gemeinschaft auch funktionieren. 

Und dann das Wichtigste: meine Follower. Ich finde den Begriff immer noch etwas fragwürdig. Nun gut, Gefolgschaft wäre auch nicht besser, Abonnenten klingt nach Abo-Gebühren, Jünger nach Religion, Fans nach Gejohle und Anfeuerungsrufen. Also bleiben wir bei Follower. Ich sage es gleich: Ihr seid noch eine kleine, unerschrockene Gemeinde. Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich die Zahl 100 auf der Follower-Anzeige sehen werde. Nach den hundertsten Follower, sagt zumindest mein Schwiegersohn, gehe das Generieren von Followern wie von selbst. Ich will das mal glauben. Bis dahin schreibe ich tapfer für euch weiter und für alle, die der Zufall auf meinen Blog verschlägt.

Ich könnte mich natürlich auch bei Amazon oder lovelybooks anhängen. Dann ginge das mit der Klicks und Followern in ganz anderen Sprüngen, meinen jedenfalls jene, die etwas davon verstehen. Nur bin ich grossen Vertriebsorganisationen wie Amazon kritisch gegenüber eingestellt. Und deshalb: Nein. So gierig nach Klicks kann ich gar nicht werden, dass ich mich da dranhänge. Ich schaff die 100 auch so, jawoll! (Vielleicht hilft mir ja einer von euch dabei.)

Immer wieder stellen mir die Verlage Rezensionsexemplare zur Verfügung. Hier einmal ein offizieller Dank dafür. Ich weiss Eure Unterstützung zu schätzen und mir ist auch klar, dass der Versand von Rezensionsexemplaren eure Werbekasse belastet. 

Ihr habt es sicher schon gemerkt. Ich bin eine Freundin der kleinen Verlage, insbesondere der unabhängigen Schweizer Verlage. Da trifft man immer wieder auf Besonderes, auch besonders Schönes. Solche Bücher und ihre Macher liegen mir am Herzen. Und deshalb: Auf in ein weiteres Blogjahr mit Buch&Bücher.

Bleibt mit dabei, ich freue mich über jede und jeden von euch

Herzlich eure Jolanda Fäh

Eine Auflistung dessen, was geht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit

 

# der ganz normale Wahnsinn

Und zu diesem Seppo-Text empfehle ich als weiterführende Lektüre Juli Zehs Roman Leere Herzen. Meine Besprechung zum Buch findet ihr unter https://daswortzumbuch.wordpress.com, Kategorie Lieben und Leben. Noch eine Frage: Hört eigentlich irgendeiner auf warnende Stimmen?

seppolog

Erinnern Sie sich noch an die großen Unwetter vom neunten August des Jahres 2018? Das Land, damals noch frei und nicht in Geiselhaft der rechtsradikalen NeoAfD, lag praktisch in Trümmern. So zumindest sahen es diejenigen, die am Folgetag, dem zehnten August, wenn ich das einfügen darf, mit der Deutschen Bahn unterwegs waren.

Es war eine Cait, als man sich noch offen gegen Fremdenhass und für eine Willkommenskultur aussprechen konnte, jedoch auch als der Begriff der Willkommenskultur von zunehmend mehr Bürgern negativ konnoniert wurde, da die Propaganda der damals noch nicht gespaltenen AfD, die aus heutiger Sicht sogar gemäßigt erscheinen mag, erste Früchte trug.

Wer auf Seiten des Pluralismus steht, wird heute noch mit Genugtuung an den Tag denken, als die NeoAfD die Bundesagentur für Arbeit abschaffte, wie es ihre Vorgängerpartei bereits 2016 geplant hatte, und ausgerechnet ihre Stammklientel ins soziale Elend katapultierte. Die Privatisierung der Arbeitlosenversicherung erwies sich – wie…

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